Schaumburger Nachrichten Artikel vom 20.06.2024
Stadthäger Schützenfest: Positive Bilanz, Ärger um vermummte Junge Bürger
Das 629. Historische Stadthäger Schützenfest ist vorbei, das Festkomitee zieht Bilanz. Beim ersten Auftritt des neu gegründeten Frauenrotts ging alles glatt, für Unmut sorgten vermummte Mitglieder der Jungen Bürger.
Stadthagen.
Die 17. Fußball-Europameisterschaft hat gerade Fahrt aufgenommen – das 629. Historische Stadthäger Schützenfest ist hingegen vorbei und das Festkomitee zieht eine positive Bilanz. „Wir sind sehr zufrieden“, so Komitee-Mitglied Sebastian Trebeß. Es habe allseits ein tolles Feedback gegeben. Das bezog Trebeß auch auf den ersten Auftritt des neu gegründeten Frauenrotts.
„Die Frauen haben alles gut gemacht“, seien toll marschiert, so Trebeß. Und wohl auch wegen des ersten Ausmarsches von 29 Frauen im schicken schwarzen Anzug mit Zylinder und Holzgewehr war am Sonntag noch mehr Publikum auf dem Markt zugegen gewesen als in Vorjahren. Trebeß: „Die Leute wollten das Julianenrott sehen.“ In Haltung, Formation und Outfit gliederten sich die Damen perfekt ein, als sei es nie anders gewesen. Nach viel Organisation auf dem letzten Drücker – „Es ging alles noch ein bisschen holterdiepolter“, so Rottmeisterin Tania Dählmann – blickt das Rott auf einen erfolgreichen Start 2024 zurück. Wesentlich ist sicher, ob die Freude am Erleben der Festtage, am Zusammensein im historischen Szenario nachhaltig ist, ob der „Spirit“ gezündet hat und im nächsten Jahr genug Frauen wieder dabei sind. Da hat Dählmann derzeit keine Bedenken: „Sie wollen alle wiederkommen.“
Bei viel positiver Resonanz für das Fest gab es auch einen Kritikpunkt aus der Stadtbevölkerung. Die Jungen Bürger seien am Montag beim traditionellen Rundbringen des Grüns für die Dekoration der Rottquartiere „vermummt“ auf ihrem Anhänger durch die Stadt gefahren. Das Tragen bunter Fischerhüte und das Hochziehen eines Rollschals über das Gesicht begründen sich mit dem Schutz vor Insekten, Staub und Gestrüpp: Die Birken für die Rotts werden direkt aus dem Wald geholt. Dass die Rundbringer die Schals auch in der Stadt hochgezogen behielten, sei aber nicht in Ordnung, so Festkomitee-Mitglied Chris Blaume. Es habe umgehend eine Ansprache an die Jungen Bürger gegeben, dies zu unterlassen. Dies galt im Festverlauf laut Blaume auch für ein „Hooligan“-artiges Auftreten einiger Junger Bürger auf der Oberntraße.
Neben der Frauenrott-Premiere setzte in diesem Jahr die Fußballeuropameisterschaft einen Akzent im Schützenfest. Als „friedliches, tolles Fest“, beschrieb Trebeß das Public Viewing im Landsberg‘schen Hof am Schützenfest-Freitag. Für ein Dach über dem Kopf an allen Feiertagen im Landsberg‘schen Hof hatte Ratskellerwirt Oliver Sieloff mit einem Zelt gesorgt.
Umsatz bei 300.000 Euro
Welchen Umsatz das fünftägige Schützenfest in etwa insgesamt erzielt haben dürfte, hat Bernd Koller, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Musik beim Schützenfest, einmal durchgerechnet. Legt man die Ausgaben für die dreitägigen Rottfeiern – pro Tag mit 1000 Leuten – zugrunde, die Kosten für Musik, die Empfänge, die Schießgebühren, Restaurantbesuche, Hotelzimmer, Reinigungskosten und etliches mehr, ergebe sich ein Umsatz von mindestens 300.000 Euro. „Von dem ausschließlich regionale Unternehmen profitieren“, zeigte Trebeß auf und wertete das Schützenfest als einen nennenswerten Beitrag zum Wirtschaftsstandort.
Einen nicht ganz so hohen und launig erbrachten Betrag nahm Oliver Theiß ein. Beim Einmarsch der Rotts in den Landberg‘schen Hof begrüßten der Bürgermeister sowie Chargierte die Ankommenden mit gezogenem Zylinder, die Hutöffnung nach oben. Dieses Bild bietet sich den Einmarschierenden seit einigen Jahren – und animierte heuer Rottbrüder des 1. Rotts zu einer Aktion für die klamme Stadtkasse. Centstücke flogen beim Vorbeimarschieren in des Bürgermeisters Zylinder. Immerhin: 3,50 Euro kamen zusammen. Und die würden „ordnungsgemäß als Spende verbucht“, teilte Theiß mit.