Mehr über Fürstin Juliane, eine moderne Frau – im 18. Jahrhundert
Von 1767 – 1786 wurde kein Schützenfest gefeiert. Auf schriftlichen Ersuchen der Bürger gestattete Fürstin Juliane zu Schaumburg-Lippe 1787 das „Freyschießen“ wieder und stiftete einen Preis für den besten Schützen.
Bei einem Besuch im Jahr 1959 betonte Erbprinz Philipp Ernst: „Immer ist das Fürstenhaus mit Stadthagen verbunden gewesen.“
Bildquelle: Wikipedia – Juliane, Fürstin zu Schaumburg-Lippe
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Die 19-jährige Landgräfin Juliane Wilhelmine Luise von Hessen-Philippsthal folgte dem damals 57-jährigen Grafen Philipp II. Ernst von Schaumburg-Lippe (geboren am 5. Juli 1723) als Gemahlin 1780 nach Bückeburg.
Graf Philipp Ernst war zum Zeitpunkt der Eheschließung bereits 57 Jahre alt und Witwer. Er verstarb nach sieben Jahren Ehe. Juliane übernahm gemeinsam mit Graf Johann Ludwig von Wallmoden-Gimborn die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Georg Wilhelm. Unmittelbar danach marschierte der Landgraf Wilhelm IX. von Hessen in Schaumburg-Lippe ein, da er die vormundschaftliche Regierung der Witwe für den Erbgrafen Georg Wilhelm nicht anerkannte und Lehensansprüche geltende machte. Truppen besetzten Schloss, Stadt und Land – nur auf dem Wilhelmstein im Steinhuder Meer hielt sich eine Garnison und leistete Widerstand. Durch Einschalten des Reichshofrates und Unterstützung aus Hannover und Preußen erreichte Juliane den schnellen Abzug der Truppen Wilhelms und bewahrte Schaumburg-Lippe damit die Unabhängigkeit.
Die Regierung von Juliane gilt als außerordentlich segensreich. Sie führte tiefgreifende Reformen in Wirtschaft und Schulwesen z.B. durch Errichtung eines Lehrerseminars, unentgeltliche Verteilung von Schulbüchern, schränkte die Hofhaltung ein, führte die tolerante Judenpolitik ihres Schwiegervaters fort und konnte Steuerkürzungen durchsetzen. Weiterhin beschleunigte sie die Gerichtsprozesse in Forst-, Jagd- und Fischereistrafsachen durch eine neue Prozessordnung.[1] Sie berief Bernhard Christoph Faust zum Leibarzt und unterstützte ihn maßgeblich bei der Einführung der Pockenschutzimpfung. Auf ihre Veranlassung schrieb ihr Leibarzt Dr. Bernhard Christoph Faust seinen Gesundheitskatechismus, der in den Schulen Schaumburg-Lippes unentgeltlich verteilt wurde.
Ihre besondere Fürsorge galt auch der Landwirtschaft. Juliane erreichte, dass der Ertrag der Forsten und Domanialgüter wesentlich gesteigert wurde.
Der Bauer wurde von Lasten befreit. Zahlreiche, auf das Wohl der Untertanen abzielende Erlasse aus dieser Zeit sind auf die Initiative der Fürstin zurückzuführen wie etwa die Herabsetzung der militärischen Dienstzeit auf sechs Jahre, das Forst-, Jagd- und Fischerei-Strafregulativ von 1792 oder das Verbot der Anlage neuer Strohdächer. Sie förderte und finanzierte neue Volksschulen und Lehrerstellen.
Juliane ließ Schloss Hagenburg neu gestalten und gilt als Gründerin des Kurbades Eilsen. Ihren Fürstentitel konnte sie aufgrund ihrer Geburt in einem landgräflichen Haus beanspruchen, erst ihr Sohn Georg Wilhelm erwarb den Fürstentitel für das Haus Schaumburg-Lippe.
Sie starb nach einer schweren Erkältung und wurde in einem Mausoleum im Schaumburger Wald bestattet. Die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn führte Graf Wallmoden-Gimborn fort.
Ihr Nachlass befindet sich als Teil des Schaumburg-Lippischen Hausarchivs im Staatsarchiv Bückeburg.
Auch die Stadt Bückeburg und ihre Umgebung verdankt der Gräfin Juliane viel. Sie ist die Schöpferin der Anlagen und Alleen in der Nähe des Bückeburger Schlosses. Sie ist die Erbauerin der Klus, die damals wie heute ein beliebter Erholungsplatz für die Bewohner von Bückeburg und Minden. Sie ist die eigentliche Gründerin des Badeortes Eilsen. Juliane ließ die Schwefelquellen in Bad Eilsen erschließen, baute das Schloss Hagenburg aus und führte die Gebäude des Maschvorwerkes bei Bückeburg.
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